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6. August 2013

Washington Post zum Amazon-Boss

Kapitulation oder Zukunftssicherung? Die US-Amerikanische Verlegerfamilie Graham verscherbelt die altehrwürdige Qualitätszeitung „The Washington Post“ (Watergate, NSA) für umgerechnet 188 Mio Euro an den umstrittenen, aber milliardenschweren Online-Händler Jeff Bezos (Amazon). Der 49jährige kauft das 1877 gegründete Blatt als Privatmann. Die Verlegerfamilie um Donald Graham zeigte sich von dessen Erfahrung in der Online-Vermarktung, seinem Verständnis für Technologie, seinem Geschäftssinn und seiner Integrität überzeugt. Man selbst habe keine passenden Antworten mehr auf die zunehmenden Fragen im Zeitungsgeschäft gehabt.

Während die „Frankfurter Allgemeine“ die „Kapitulation der Verleger“ vor dem Online-Verkäufer beklagt, versicherte Bezos in einem offenen Brief an Leser und Mitarbeiter der Post, die „Werte“ des Blattes nicht ändern zu wollen. Auch bei der Führung des Blattes solle es keine Veränderungen geben. Nicht viel Konkretes zur Zukunft der Zeitung: Man werde „erfinderisch“ sein und „experimentieren“ müssen. Klingt nicht gerade nach Druckerschwärze, Zeitungskiosk und klassischem Haustür-Abo. Ob sich aber nur die Vertriebswege ändern, wird die Zukunft zeigen.

Das US-Nachrichtenmagazin „Newsweek“ ist seit geraumer Zeit nur noch als Online-Produkt unterwegs, und das nicht ganz ohne (zumindest kommerziellen) Erfolg. Es wurde soeben von einer Investorengruppe an die nächste verkauft. So werden einst renommierte journalistische Qualitätsprodukte zur wohlfeilen Handelsware. Das wäre dann in der Tat auch für die „Washington Post“ eine Kapitulation des verantwortungsbewussten Verlegertums.