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7. Dezember 2016

Kenntemich Medien Kolumne

Hoffnung für die ARD

MDR-Intendantin Karola Wille ist von ihrem Rundfunkrat für eine weitere Amtszeit gewählt worden. Das ist eine gute Nachricht für die arg in die Kritik geratene ARD und das öffentlich-rechtliche Rundfunksystem. Karola Wille hat noch ein Jahr lang den Vorsitz in der Intedantenrunde des Sender-Verbundes. Auch danach wird sie eine herausragende Rolle in der ARD spielen (müssen). Sie hat den MDR in den vergangenen fünf Jahren entscheidend reformiert und für die digitale Medienwelt exzellent aufgestellt. Und sie hat erkannt, dass die Öffentlich-Rechtlichen vor der größten Herausforderung ihrer Geschichte stehen.

Wenn nicht tiefgreifende Reformen kommen, wie die Zusammenlegung wesentlicher Teile der ARD-Anstalten, explodieren die Kosten weiter. Ab 2020 wird die Höhe der jetzigen Haushaltsabgabe nicht mehr zu halten sein. Schon jetzt setzt die AfD das Thema erfolgreich auf die Agenda, und wird glühende Befürworter der „GEZ-muss-weg“-Kampagne auch in anderen politischen Lagern finden. Forderungen aus der CSU zur Zusammenlegung von ARD und ZDF schlagen in dieselbe Kerbe. Jetzt rächt sich, dass – anders als in Großbritannien oder der Schweiz – in Deutschland nie ernsthaft eine Public-Value-Debatte geführt wurde. Die harte Diskussion über den Sinn und Zweck sowie die gesellschaftliche Funktion gebührenfinanzierter Mediensysteme ist überfällig und in der digitalen Medienwelt völlig neu zu führen. Die schützende Hand des Bundesverfassungsgerichts könnte in der neuen Medienwelt schon bald zum drohenden Zeigefinger werden, der einschneidende Reformen anmahnt.

Dazu kommen Glaubwürdigkeits-, Image- und Kommunikationsprobleme. Der aktuelle Streit über die Tagesschau-Berichterstattung zum Mordfall in Freiburg schürt den in weiten Kreisen der Bevölkerung ohnehin gehegten Verdacht, die gut dotierten öffentlich-rechtlichen Medienarbeiter säßen ohnehin auf einem viel zu hohen Ross. ARD- und ZDF-Programmmacher ließen sich zudem verstärkt von der Quote statt von der Qualität ihrer Angebote treiben. Und der ernsthafte Dialog mit dem Publikum findet am liebsten gar nicht erst statt.

Karola Wille als Hoffnungsträgerin? Die gelernte Juristin hat es immerhin verstanden, den im gemütlichen Weiter-so-Modus befindlichen MDR grundlegend zu reformieren – unerbittlich, Zäh und durchsetzungsstark. Auch wenn in Leipzig die notwendigen Veränderungen fünf Jahre zu spät kamen, sie haben dem Sender eine reale Überlebenschance in der neuen Medienarchitektur verschafft. In der ARD ist es ebenfalls fünf vor zwölf, will man nicht in die Schere zwischen ausufernden Kosten und gesellschaftlichem Akzeptanzverlust geraten. Der MDR-Intendantin ist es zuzutrauen, die richtigen Weichen bei Strukturen und Programmangeboten zu stellen. Viel Zeit aber bleibt ihr nicht mehr.