Kenntemich Medien Kolumne
Pay-Wall für Premium-Inhalte im Netz Ja oder Nein? Seit Springer-Chef Mathias Döpfner seinen Blättern das Experiment mit Bezahl-Inhalten verordnet hat, schlagen auch in Deutschland die Wogen hoch, wenn es um die Frage geht: Wie sehen die Geschäftsmodelle der Zukunft aus, und ist das die Rettung für die Print-Verlage?
Welt-Online zog soeben Halb-Jahres-Bilanz: Vielversprechend und ermutigend sei der Start gewesen, heißt es. Abo-Zahlen? Fehlanzeige. Vorerst. Warum wohl? Bild+ ist soeben an den Start gegangen, will vor allem mit Fußball punkten. Die Liga hat aber noch Sommerpause. Dennoch soll das Interesse groß sein. Kann sein, dass ein paar schöne Zahlen für das günstige Schnupper-Abo daraus werden. Aber die Vergangenheit lehrt: Wenn nach einiger Zeit die echte Pay-Summe aufgerufen wird, sind die meisten Fans wieder weg. Spiegel-online hat denn auch flugs verkündet, dass man vom Bezahl-System im Netz rein gar nichts hält.
Burda-Chef Paul-Bernhard Kallen bastelt indes an einem dritten Weg: Die digitale Welt soll Print und Kommerz intelligent und auf den einzelnen Kunden orientiert miteinander verzahnen. Will heißen: Journalistische und Produkt-Information werden individuell bis hin zum Endverbraucher steuerbar. Aber Burda ist ja auch ein Zeitschriften- und kein Zeitungs-Haus. Nutzwert- und Ratgeber-Titel in der Welt von Mode, Lifestyle, Wohnen oder Garten eignen sich am Besten für diese Strategie. Tankstellen verkaufen schließlich seit Jahrzehnten auch nicht nur Sprit, und Tchibo seit geraumer Zeit nicht mehr nur Kaffee.
Egal, welches Modell und wie hoch die Pay-Wall: Spannend ist und bleibt die Frage, wie lässt sich in der digitalen Welt künftig unabhängiger professioneller Journalismus finanzieren. Bezahl-Schranken für Live-Fußball im Netz und Verkaufsplattformen im journalistischem Mäntelchen sind jedenfalls noch keine überzeugenden Antworten.