Kontrovers diskutiert
Auf der Suche nach Ursachen und Hintergründen der aktuellen Flüchtlingskrise startete die neue Veranstaltungsreihe Kontrovers des Europäischen Instituts für Qualitätsjournalismus EIQ in Zusammenarbeit mit dem Club International Leipzig. Thema in der Lounge des Club International war am 20. September „Die Barbarei mit antiken Kulturen“. Darüber diskutierten der Journalist und Buchautor Günther Wessel („Das schmutzige Geschäft mit der Antike“) und Prof. Rayan Abdullah, EIQ-Vize und Vizepräsident des Club International. Moderiert wurde das Streitgespräch von EIQ-Direktor Prof. Wolfgang Kenntemich.
Im ersten Teil der Kontroverse berichtete Günther Wessel von seinen Recherchen zum Thema. Er konnte aufzeigen, dass Deutschland eine Drehscheibe für den internationalen Handel mit Antiken ist. Ein Handel, der Strukturen internationaler Kriminalität aufzeigt. Neben den massenhaften organisierten Plünderungen antiker Kunstschätze gebe es ein blühendes Geschäft mit Fälschungen. „Gefälscht wurde schon immer und keiner hat ein Interesse daran, die Fälschung zuzugeben.“, so das Fazit von Wessel. Vor Fälschungen sind auch Museen nicht gefeit. Aus der Sicht der heutigen Archäologie ist beides problematisch. Fälschungen täuschen den Blick auf die Forschung und Plünderungen lassen eine Einordnung in die entsprechende Kultur nicht mehr zu. „Es geht in der heutigen Archäologie nicht mehr darum, viele einzelne Stücke zu sammeln, sondern den Zusammenhang innerhalb einer Kultur herzustellen.“, verteidigte Wessel die wissenschaftlich motivierten Grabungen. Prof. Abdullah vertrat hingegen die Ansicht, dass die Antiken am besten unter der Erde bleiben sollten, um sie zu erhalten und um diese Kulturen zu respektieren.
Im zweiten Teil der Veranstaltung wurde ein Zusammenhang zwischen der Zerstörung von antiken Kulturgütern durch den IS und den aktuellen Problemen vor allem in Syrien und im Irak hergestellt, die die Ursachen für die millionenfache Flucht nach Europa sind. Günther Wessel betonte, dass der IS nicht nur zerstöre, sondern sich über Raubgrabungen auch finanziere. Prof. Kenntemich wies u.a. darauf hin, dass die Zerstörungen antiker Kulturgüter wie zuletzt in Palmyra zudem Teil der medialen Inszenierung der islamistischen Terroristen sei, um Aufmerksamkeit zu erlangen und neue Anhänger zu gewinnen.
Die Veranstaltungsreihe Kontrovers findet viermal im Jahr statt. Dabei sollen mit dem Reihen-Titel „Warum wir die Welt nicht (mehr) verstehen“ vor allem die Hintergründe aktueller Ereignisse und Themen aufgezeigt werden. Die nächste Veranstaltung ist für Dezember geplant.